Geschichte der Sternwarte
Wendelstein – 80-cm-Teleskop
Im April 1987 wurden die solaren Serviceleistungen für externe
Institutionen eingestellt und im Juli des gleichen Jahres das 1940
errichtete Kuppelgebäude mit dem Drillingsinstrument demontiert.
Letzteres landete nach einigen Umwegen im Norden Argentiniens, um an
dem deutsch-argentinischen Sonnenobservatorium Carlos U. Cesco
seinen Dienst aufzunehmen.
Der 30-cm-Coelostat aus dem Jahre 1943 wurde 1990 dem
Deutschen Museum in München übergeben, der 20-cm-Koronograph
verblieb in seiner angestammten Kuppel.
An gleicher Stelle wurde anschließend ein neuer Kuppelbau mit einem
Durchmesser von 5.6 m errichtet.
Die Baumaßnahmen, die auch neue Beobachterwohnungen und einen
Kontrollraum einschlossen, erforderten größtenteils die Hilfe von
Helikoptern, die Baumaterial und Bauteile transportierten.
Die Arbeit ging zügig voran und bereits am 22. September 1988 konnte
das Richtfest gefeiert werden.
Schon im August 1988 war der Bau des neuen Teleskops mit einem
Spiegeldurchmesser von 80 cm bei dem amerikanischen Teleskop- und
Optikhersteller DFM Engineering, Inc. in Auftrag gegeben worden,
der das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bot.
Die Firma, die 1979 von Dr. Frank Melsheimer in Longmont nahe Denver
(Colorado) gegründet worden war, hatte sich bereits in kurzer Zeit
einen Namen gemacht.
Das neue Wendelstein-Teleskop reiste nach relativ kurzer Bauzeit im
Herbst 1988, zerlegt in einem Stahlcontainer, per Schiff von den USA
nach Deutschland.
Anfang Dezember 1988 wurde das zerlegte Teleskop per Lastwagen
zur Talstation der Zahnradbahn in Brannenburg geliefert und dann
am 7. Dezember 1988 im Rahmen einer Sonderfahrt zum Bergbahnhof
transportiert.
Von dort gelangten die Teile mit dem Aufzug in die neue Kuppel.
Den vorgesehenen Transport mit einem Helikopter hatten die schlechten
Witterungsverhältnisse verhindert.
Der Zusammenbau des Teleskops dauerte ca. 14 Tage und konnte noch
vor den Weihnachtsfeiertagen 1988 abgeschlossen werden.
Die letzten drei Bilder zeigen Firmeninhaber Frank Melsheimer bei
der Instruktion von Sternwartangehörigen und vor dem Teleskop mit
angeflanschtem Testphotometer bzw. einem Spektrographen, der im
Lieferumfang war.
Bevor am 29. September 1989 die Einweihungsfeier stattfinden konnte,
musste noch eine Reihe von Problemen beseitigt werden, die von der
Störstrahlung des nur 50 m entfernten Sendemastes des Bayerischen
Rundfunks verursacht wurden.
Noch im gleichen Jahr konnte mit ersten Beobachtungen begonnen werden,
der reguläre Beobachtungsbetrieb startete jedoch erst 1990.
Die Bilder zeigen das neue Teleskop im Einsatz mit Photometern,
die in der Universitäts-Sternwarte entwickelt wurden.
Dabei wurden alle Aktivitäten von einem Kontrollraum aus gesteuert
und überwacht.
Das ca. 3 Millionen DM teure Projekt sollte sich in den nächsten
20 Jahren bewähren und demonstrierte, dass der Wendelstein einer der
besten Standorte für astronomischen Beobachtungen in Europa darstellt.
Die Bilder zeigen die Kuppel des neuen Teleskops bei unterschiedlichen
Witterungsverhältnissen.
Auch wenn im Winter Schnee und Eis das Observatorium über einen
längeren Zeitraum fest im Griff hatten, wurde der Beobachtungsbetrieb
bei klarem Nachthimmel auch unter extremen Bedingungen weitergeführt.
Das Wendelstein-Observatorium vor dem eindrucksvollen
Alpenpanorama.
Bildquellen:
Nr. 1–12, 21–43, 47–51: USM
Nr. 13–20: DFM
Nr. 44–46, 52: C. Hinz
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