Winde von Megasonnen
eine kurze Einführung
1.1Megasonnen
1.1.1 Was sind Megasonnen?
Heiße, leuchtkräftige Sterne = HELLE Sterne
- heiß: Oberflächentemperaturen (dort, wo die Strahlung herkommt) von ca.
10000 K ...60000 K ("K'' = grad Kelvin = grad Celsius + 273)
zum Vergleich: Die Oberflächentemperatur der Sonne beträgt ca. 5700 K.
- leuchtkräftig: 105 ...107 (hunderttausend ...10 millionen)-fache Energieabgabe
der Sonne, deshalb
''Mega'' bedeutet 106 = eine Million.
die Energieabstrahlung = Leuchtkraft der Sonne beträgt
- 3.82 * 1033 erg/s =
- 3.82 * 1026 Watt =
- 3.82 * 1020 MegaWatt,
das entspricht der Leistung von ca. 1018 (einer ''1'' mit 18 Nullen = einer Trillion) Stromkraftwerken!!!
1.1.2 Megasonnen als Entfernungsindikatoren
Aufgrund ihrer enormen Helligkeit sind diese Megasonnen auch in großen Entfernungen noch sichtbar.
Wenn die Energieabstrahlung dieser Sterne bekannt ist, läßt sich aus dem Verhältnis
aufgefangene Energie (am Teleskop)
abstrahlte Energie (vom Stern)
ihre Entfernung bestimmen (hauptsächlich geometrische Verdünnung der Strahlung).
Heisse, leuchtkräftige Sterne ermöglichen also u.a. die Entfernungsbestimmung weit entfernter Galaxien,
zu denen sie gehören.
1.2 Winde heißer Sterne
- Ende der 60er Jahre wurden die ersten Satellitenbeobachtungen von Sternen im hochgradig ULTRAVIOLETTEN
Licht durchgeführt (dieses ist - Gott sei Dank! - auf der Erde nicht sichtbar, da es von der Erdatmosphäre
absorbiert wird).
- Wichtiges Ergebnis: Praktisch alle heißen Sterne mit einer Masse größer als die 15-fache Sonnenmasse
zeigen eine Hochgeschwindigkeitsausströmung, den sog.
Sternwind
1.2.1 Massenverlustrate
Den Verlust an Masse pro Zeiteinheit, den der Stern aufgrund des Windes erleidet, nennt man folgerichtig Massenverlustrate.
- Typische Massenverlustraten bei heißen Sternen liegen in der Größenordnung
10-6 ...10-4 (ein millionstel bis ein zehntausendstel) Sonnenmassen pro Jahr, das entspricht
in etwa
einem Drittel bis 30 Erdmassen pro Jahr.
- Zum Vergleich: Auch die Sonne weist einen Wind auf, den berühmt- berüchtigten Sonnenwind, der allerdings
ganz anders ``funktioniert'' als die hier behandelten Winde heißer Sterne. Dies sieht man schon daran, daß
die Massenverlustrate der Sonne erheblich geringer ist als die oben genannten Werte:
Massenverlust der Sonne:
ca. 10-14 Sonnenmassen (entsprechend einer ''Ostseemasse'') pro Jahr.
1.2.2 Endgeschwindigkeit
Weit entfernt von der Sternoberfläche erreicht die Materieabströmung ihre maximale Geschwindigkeit,
die danach - in Abwesenheit äußerer Kräfte - konstant bleibt und deshalb Endgeschwindigkeit
genannt wird (Vgl. das Erste Newtonsche Axiom: ''In Abwesenheit äußerer Kräfte verharrt
ein Körper entweder im Zustand der Ruhe oder der geradlinig gleichförmigen Bewegung'')
''Beobachtete'' Werte dieser Endgeschwindigkeiten zeigen, daß sie die lokale Schallgeschindigkeit um ein
Vielfaches (bis zu einem Faktor 100) übersteigen.
- Typische Werte der Endgeschwindigkeit liegen im Bereich 200 km/s ...3000 km/s.
- Die Schallgeschwindigkeiten bei diesen Sternen variiert von ca. 10 km/s ...30 km/s.
- Zum Vergleich: Die Schallgeschwindigkeit auf der Erde ist um einiges geringer, sie liegt bei 0.3 km/s, was
hauptsächlich daran liegt, daß die Temperatur der Erdatmosphäre (noch!) merklich kühler ist.
1.3 Warum beschäftigen wir uns mit Sternwinden?
Einige Punkte, die die astrophysikalische Relevanz stellarer Winde aufzeigen
1.3.1 Sternentwicklung
Lebensdauer heißer Sterne
- einige 106 Jahre (einige Millionen)
- zum Vergleich - Lebensdauer der Sonne: ca. 7 * 109 Jahre (7 Milliarden)
d.h., 1000 Generationen heißer Sterne pro einer Generation sonnenähnlicher Sterne
Aufgrund der Höhe des Massenverlustes (Größenordnung 10-6 Sonnenmassen/Jahr) ist
der Massenverlust signifikant und beträgt einige Sonnenmassen (bei einer Masse des Sternes von
10 - 100 Sonnenmassen).
Massenverlust hat eine entscheidende Bedeutung für die
und muß deshalb ins allen Phasen der Sternentwicklung bekannt sein, um korrekt berücksichtigt werden
zu können.
1.3.2 Galaxienentwicklung
Durch den Massenverlust wird Material mit dieser veränderten Zusammensetzung der Elemente an die
stellare Umgebung abgegeben. Da heiße Sterne (fast) immer in Gruppen auftreten, verändert dieser Prozeß
die Elementhäufigkeiten im sog. interstellaren Medium und hat damit einen wichtigen Einfluß auf
die
1.3.3 Sternentstehung
1.3.4 Heiße Sterne als Entfernungsindikatoren
1.3.5 Sternwinde als physikalisches Laboratorium
- Winde heißer Sterne werden durch den sog. Linienstrahlungsdruck verursacht und beschleunigt (s.u.)
- Dieser Prozeß ist physikalisch äußerst interessant, läßt sich allerdings in Laboratorien
auf der Erde nicht oder nur unzureichend studieren.
- Durch Beobachtung und detaillierte Analyse der von diesen Sternen abgestrahlten Energieverteilung läßt
sich die Physik des Linienstrahlungsdrucks in situ studieren, d.h. wir können die Sternwinde als
PHYSIKALISCHES LABORATORIUM
nutzen.
2 Der Beschleunigungsmechanismus der Sternwinde
In diesem Abschnitt stellen wir den physikalischen Mechanismus vor, der die Winde heißer Sterne initiiert
und beschleunigt. Die wesentlichen Effekte sind dabei in der folgenden Abbildung aufgezeigt.
- aus den tieferen Schichten der Atmosphäre, der sog. Photosphäre, werden Lichtteilchen
(= Photonen) in einem breiten Energiebereich emittiert.
- Diese Photonen gelangen in den Wind und können ihren Impuls auf die dort vorhandenen Ionen übertragen.
Dies geschieht in einem zweistufigen Prozeß (vgl. den unteren Bereich der Abbildung)
- Photonen können immer dann von einem Ion (z.B. Kohlenstoff, Stickstoff, Silizium, Eisen, Nickel etc.,
die sich alle in den Sternatmosphären befinden) absorbiert werden, wenn ihre Energie gerade derjenigen Energie
entspricht, die benötigt wird, um ein Elektron der Ionen auf eine höherenergetische Bahn zu bringen ("Anregung
des Elektrons'').
- Bei diesem Prozeß wird nicht nur die Energie des Photons in Anregungsenergie umgewandelt (das Photon
ist damit zerstört), sondern auch Impuls auf das Ion übertragen. Da Photonen hauptsächlich aus der
Richtung des Sternes kommen, werden damit die Ionen im Mittel nach außen beschleunigt.
- Nach einer relativ kurzen Zeit, der sog. mittleren Lebensdauer (Größenordnung 10-8 Sekunden),
``fällt'' das Elektron entweder auf seinen Grundzustand oder eine andere, niederenergetische Bahn, zurück.
(Physikalische Systeme tendieren dazu, wenn möglich den Zustand niedrigster Energie einzunehmen.)
- Bei diesem Übergang des Elektrons wird die freiwerdende Energie (Energie des angeregten Zustandes minus
Energie desjenigen Zustandes, in den das Elektron gelangt) durch die ''Emission'', d.h. Freisetzung eines ''neuen''
Photons, kompensiert.
- Der Impuls des emittierten Photons muß vom emittierenden Ion kompensiert werden, d.h. das Ion wird in
entgegengesetzter Richtung des Photons beschleunigt. (Analog der Beschleunigung einer Rakete, die ihre Verbrennungsgase
ausstößt.)
- Die Gesamtbeschleunigung des Ions aufgrund von Absorption und Emission ist die Summe (nach Betrag und Richtung)
der beiden Beschleunigungen.
- Da die Richtung, in die das Photon emittiert wird, zufällig ist, mitteln sich (bei vielen Emissionsakten)
die einzelnen ''Emissionsbeschleunigungen'' heraus und es bleibt praktisch nur die auswärtsgerichte ''Absorptionsbeschleunigung''
übrig.
- Die nach außen beschleunigten Ionen geben letztendlich ihren Impuls durch Stöße auf das Restplasma
(hauptsächlich Wasserstoff) ab, und der Wind wird insgesamt nach außen beschleunigt!
- Da das photosphärische Strahlungsfeld bei heißen Sternen hoch und auch die Anzahl der möglichen
Übergänge der Elektronen groß ist, lassen sich die beobachteten Massenverlustraten und Endgeschwindigkeiten
zwanglos erklären. (Bei kühlen Sternen ist das Strahlungsfeld zu schwach, um über den hier geschilderten
Prozeß einen Wind zu initiieren.)
Da obige Übergänge der Elektronen Linienübergänge genannt werden spricht man von
einer Windbeschleunigung aufgrund von