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In diesem Abschnitt stellen wir den physikalischen Mechanismus
vor, der die Winde heißer Sterne initiiert und beschleunigt.
Die wesentlichen Effekte sind dabei in der folgenden Abbildung
aufgezeigt.
- aus den tieferen Schichten der Atmosphäre, der sog.
Photosphäre, werden Lichtteilchen (= Photonen) in einem
breiten Energiebereich emittiert.
- Diese Photonen gelangen in den Wind und können ihren
Impuls auf die dort vorhandenen Ionen übertragen. Dies
geschieht in einem zweistufigen Prozeß (vgl. den unteren
Bereich der Abbildung)
- Photonen können immer dann von einem Ion (z.B. Kohlenstoff,
Stickstoff, Silizium, Eisen, Nickel etc., die sich alle in den
Sternatmosphären befinden) absorbiert werden, wenn ihre Energie
gerade derjenigen Energie entspricht, die benötigt wird, um ein
Elektron der Ionen auf eine höherenergetische Bahn zu bringen
(``Anregung des Elektrons'').
- Bei diesem Prozeß wird nicht nur die Energie des Photons in
Anregungsenergie umgewandelt (das Photon ist damit zerstört), sondern
auch Impuls auf das Ion übertragen. Da Photonen hauptsächlich aus
der Richtung des Sternes kommen, werden damit die Ionen im Mittel nach
außen beschleunigt.
- Nach einer relativ kurzen Zeit, der sog. mittleren Lebensdauer
(Größenordnung 10-8 Sekunden), ``fällt'' das Elektron
entweder auf seinen Grundzustand oder eine andere, niederenergetische
Bahn, zurück. (Physikalische Systeme tendieren dazu, wenn möglich
den Zustand niedrigster Energie einzunehmen.)
- Bei diesem Übergang des Elektrons wird die freiwerdende
Energie (Energie des angeregten Zustandes minus Energie desjenigen Zustandes,
in den das Elektron gelangt) durch die ``Emission'', d.h. Freisetzung
eines ``neuen'' Photons, kompensiert.
- Der Impuls des emittierten Photons muß vom emittierenden
Ion kompensiert werden, d.h. das Ion wird in entgegengesetzter Richtung
des Photons beschleunigt. (Analog der Beschleunigung einer Rakete, die
ihre Verbrennungsgase ausstößt.)
- Die Gesamtbeschleunigung des Ions aufgrund von Absorption und
Emission ist die Summe (nach Betrag und Richtung) der beiden Beschleunigungen.
- Da die Richtung, in die das Photon emittiert wird, zufällig ist,
mitteln sich (bei vielen Emissionsakten) die einzelnen
``Emissionsbeschleunigungen'' heraus und es bleibt praktisch
nur die auswärtsgerichte ``Absorptionsbeschleunigung'' übrig.
- Die nach außen beschleunigten Ionen geben letztendlich ihren
Impuls durch Stöße auf das Restplasma (hauptsächlich
Wasserstoff) ab, und der Wind wird insgesamt nach außen
beschleunigt!
- Da das photosphärische Strahlungsfeld bei heißen Sternen
hoch und auch die Anzahl der möglichen Übergänge der Elektronen
groß ist, lassen sich die beobachteten Massenverlustraten und
Endgeschwindigkeiten zwanglos erklären. (Bei kühlen
Sternen ist das Strahlungsfeld zu schwach, um über den hier
geschilderten Prozeß einen Wind zu initiieren.)
Da obige Übergänge der Elektronen Linienübergänge genannt
werden (siehe auch Abschnitt 4.1) spricht man von einer Windbeschleunigung
aufgrund von
LINIENSTRAHLUNGSDRUCK
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Joachim Puls
11/21/1997